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Kategorien-Archiv: kUnSt

fundevogel : Montags ist Fototermin: Akrokorinth und Die Kraniche des Ibykus | GERDA KAZAKOU

01 Dienstag Nov 2022

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Montags ist Fototermin: Akrokorinth und Die Kraniche des Ibykus

Erstellt am 22. Februar 2016 von gkazakou

Wenn ihr von Athen Richtung Peloponnes fahrt, steigt nach etwa hundert Kilimetern der Kegelberg von Akrokorinth vor euch auf. Er springt so unterwartet aus der Ebene von Korinth empor, dass dem Piloten des Flugzeugs wohl angst und bange wurde und er die Maschine steil in die Höhe riss. (Ich spaße).
Steil ist der Berg allerdings und vor Jahren, als ich einem kräftigen Bergsteiger aus dem Norden, der einer Gemse gleich die Hänge erklomm, hinterher stieg, kam ich ganz übel aus der Puste. Heute gibts die einfachere Lösung: man nimmt das Auto und fährt bis vors Tor der alten Burganlage, die auf der Bergesspitze thront, solange Menschen sich zurückerinnern können. Der Nachteil: Jetzt ist Akrokorinth eine ordentliche „archäologische Sttätte“ und keine Ruinenstadt mehr – also gibt es Öffnungs- und Schließungszeiten. Und die liegen wegen der Arbeitnehmerrechte des Personals zwischen 8 und 14 Uhr, wenn überhaupt. Also Pustekuchen, falls ich dachte, hineinzukommen.
Nächstes Mal rufe ich eben vorher an. Außerdem ist es draußen auch schön, oder? Und wenn man dann, über die weite Ebene, den Golf und das ferne Gebirge hinblickend ins Träumen gerät, dann kann es passieren, dass die Erde wie aus der Zeit gehoben erscheint. Wer schreit da noch nach Öffnungszeiten?
Viel eher ist es am Platze, sich der Ballade von Friedrich Schiller zu entsinnen. Da belebt sich die Ebene und man sieht sie zu Poseidons Fest ziehen. Menschen und Wagen, den Sänger Ibykus und vor allem: die Kraniche, die jetzt wie damals „fernhin nach des Südens Wärme In graulichtem Geschwader ziehn.“
Und wir hören wieder die Stimme des Ibykus, der zu den Kranichen hinaufruft:
„Zum guten Zeichen nehm ich euch,
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!“

Friedrich Schiller

Die Kraniche des Ibykus

Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Korinthus‘ Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
Der Lieder süßen Mund Apoll,
So wandert‘ er, an leichtem Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll.

Schon winkt auf hohem Bergesrücken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens
WärmeIn graulichtem Geschwader ziehn.

„Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen!
Die mir zur See Begleiter waren,
Zum guten Zeichen nehm ich euch,
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!“

Und munter fördert er die Schritte
Und sieht sich in des Waldes Mitte,
Da sperren, auf gedrangem Steg,
Zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
Doch bald ermattet sinkt die Hand,
Sie hat der Leier zarte Saiten,
Doch nie des Bogens Kraft gespannt.

Er ruft die Menschen an, die Götter,
Sein Flehen dringt zu keinem Retter,
Wie weit er auch die Stimme schickt,
Nicht Lebendes wird hier erblickt.
„So muß ich hier verlassen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch böser Buben Hand verderben,
Wo auch kein Rächer mir erscheint!“

Und schwer getroffen sinkt er nieder,
Da rauscht der Kraniche Gefieder,
Er hört, schon kann er nichts mehr sehn,
Die nahen Stimmen furchtbar krähn.
„Von euch, ihr Kraniche dort oben,
Wenn keine andre Stimme spricht,
Sei meines Mordes Klag erhoben!“
Er ruft es, und sein Auge bricht.

Der nackte Leichnam wird gefunden,
Und bald, obgleich entstellt von Wunden,
Erkennt der Gastfreund in Korinth
Die Züge, die ihm teuer sind.
„Und muß ich dich so wiederfinden,
Und hoffte mit der Fichte Kranz
Des Sängers Schläfe zu umwinden,
Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!“

Und jammernd hören’s alle Gäste,
Versammelt bei Poseidons Feste,
Ganz Griechenland ergreift der Schmerz,
Verloren hat ihn jedes Herz.
Und stürmend drängt sich zum Prytanen
Das Volk, es fordert seine Wut,
Zu rächen des Erschlagnen Manen
,Zu sühnen mit des Mörders Blut.

Doch wo die Spur, die aus der Menge,
Der Völker flutendem Gedränge,
Gelocket von der Spiele Pracht,
Den schwarzen Täter kenntlich macht?
Sind’s Räuber, die ihn feig erschlagen?
Tat’s neidisch ein verborgner Feind?
Nur Helios vermag’s zu sagen,
Der alles Irdische bescheint.

Er geht vielleicht mit frechem Schritte
Jetzt eben durch der Griechen Mitte,
Und während ihn die Rache sucht,
Genießt er seines Frevels Frucht.
Auf ihres eignen Tempels Schwelle
Trotzt er vielleicht den Göttern, mengt
Sich dreist in jene Menschenwelle,
Die dort sich zum Theater drängt.

Denn Bank an Bank gedränget sitzen,
Es brechen fast der Bühne Stützen,
Herbeigeströmt von fern und nah,
Der Griechen Völker wartend da,
Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
Von Menschen wimmelnd, wächst der Bau
In weiter stets geschweiftem Bogen
Hinauf bis in des Himmels Blau.

Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
Die gastlich hier zusammenkamen?
Von Theseus‘ Stadt, von Aulis‘ Strand,
Von Phokis, vom Spartanerland,
Von Asiens entlegener Küste,
Von allen Inseln kamen sie
Und horchen von dem Schaugerüste
Des Chores grauser Melodie,

Der streng und ernst, nach alter Sitte,
Mit langsam abgemeßnem Schritte,
Hervortritt aus dem Hintergrund,
Umwandelnd des Theaters Rund.
So schreiten keine irdschen Weiber,
Die zeugete kein sterblich Haus!
Es steigt das Riesenmaß der Leiber
Hoch über menschliches hinaus.

Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden,
Sie schwingen in entfleischten Händen
Der Fackel düsterrote Glut,
In ihren Wangen fließt kein Blut.
Und wo die Haare lieblich flattern,
Um Menschenstirnen freundlich wehn,
Da sieht man Schlangen hier und Nattern
Die giftgeschwollenen Bäuche blähn.

Und schauerlich gedreht im Kreise
Beginnen sie des Hymnus Weise,
Der durch das Herz zerreißend dringt,
Die Bande um den Sünder schlingt.
Besinnungsraubend, herzbetörend
Schallt der Errinyen Gesang,
Er schallt, des Hörers Mark verzehrend,
Und duldet nicht der Leier Klang:

Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
Bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
Er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, wehe, wer verstohlen
Des Mordes schwere Tat vollbracht,
Wir heften uns an seine Sohlen,
Das furchtbare Geschlecht der Nacht!

Und glaubt er fliehend zu entspringen,
Geflügelt sind wir da, die Schlingen
Ihm werfend um den flüchtgen Fuß,
Dass er zu Boden fallen muß.
So jagen wir ihn, ohn Ermatten,
Versöhnen kann uns keine Reu,
Ihn fort und fort bis zu den Schatten
Und geben ihn auch dort nicht frei.

So singend, tanzen sie den Reigen,
Und Stille wie des Todes Schweigen
Liegt überm ganzen Hause schwer,
Als ob die Gottheit nahe wär.
Und feierlich, nach alter Sitte
Umwandelnd des Theaters Rund
Mit langsam abgemessnem Schritte,
Verschwinden sie im Hintergrund.

Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet
Noch zweifelnd jede Brust und bebet
Und huldigt der furchtbarn Macht,
Die richtend im Verborgnen wacht,
Die unerforschlich, unergründet
Des Schicksals dunklen Knäuel flicht,
Dem tiefen Herzen sich verkündet,
Doch fliehet vor dem Sonnenlicht.

Da hört man auf den höchsten Stufen
Auf einmal eine Stimme rufen:
„Sieh da! Sieh da, Timotheus,
Die Kraniche des Ibykus!“ –
Und finster plötzlich wird der Himmel,
Und über dem Theater hin
Sieht man in schwärzlichtem Gewimmel
Ein Kranichheer vorüberziehn.

„Des Ibykus!“ – Der teure Name
Rührt jede Brust mit neuem Grame,
Und, wie im Meere Well auf Well,
So läuft’s von Mund zu Munde schnell:
„Des Ibykus, den wir beweinen,
Den eine Mörderhand erschlug!
Was ist’s mit dem? Was kann er meinen?
Was ist’s mit diesem Kranichzug?“ –

Und lauter immer wird die Frage,
Und ahnend fliegt’s mit Blitzesschlage
Durch alle Herzen. „Gebet acht!
Das ist der Eumeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den’s gerichtet war.“

Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht er’s im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewußten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
Die Szene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bösewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.

Quelle: Montags ist Fototermin: Akrokorinth und Die Kraniche des Ibykus | GERDA KAZAKOU

fundevogel: Carl Sandburg, Gras –| Lyrikzeitung & Poetry News

08 Samstag Jan 2022

Posted by mikesch1234 in fundevogel, Inspirationen, kUnSt, Reblogged, Trauer Tod Sterben, Zitate

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Carl Sandburg  (* 6.Januar 1878 in Galesburg in Illinois; † 22. Juli 1967 in Flat Rock, North Carolina)

 

Gras

Türm Leichen auf bei Austerlitz und Waterloo, 
grab sie ein und laß mich machen –
ich bin das Gras, ich decke alles.

Türm sie hoch bei Gettysburg, 
und türm sie hoch bei Ypern und Verdun, 
grab sie ein und laß mich machen:
Zwei Jahre — zehn — und alle Passagiere 
fragen den Fahrer:
             Was ist das hier für eine Gegend? 
             Wo sind wir ?
Ich bin das Gras. 
Laß mich machen.

 

Quelle: Gras – Lyrikzeitung & Poetry News

fundevogel : Silke Scheuermann: Zu Ingeborg Bachmanns Gedicht „Alkohol“ | planetlyrik

31 Freitag Dez 2021

Posted by mikesch1234 in fundevogel, gesund + krank, kUnSt, Nachdenken, Reblogged, Uncategorized, Zitate

≈ 5 Kommentare

INGEBORG BACHMANN

Alkohol

Trinken, was trinken,
ich trinke, trinke den Staub auf den Flimmer auf
ich trinke in mich hinein soviel Schilling
ich trinke meine Arbeit in mich hinein trinke
heraus, ich kann nur mehr trinken
mich aus allem heraus trinken, das säuft
den Geschmack weg aus allem, aus Staub aus
ich sags nicht weil keiner es sagt
warum es trinkt, sich zu Tod säuft,
ich bins ja ja nicht, es säuft sich
an ich sag nicht, weil keiner sagt
man soll mich nicht aufrütteln
mich zwingen zu sagen, es weiß ja jeder
warum es säuft, sich besäuft, sich
sich betäubt, es betäubt sich
Und was Liebe und Krätzen und Fortschritt
es weiß ja jeder und wer nicht säuft, weiß
auch, es weiß ja jeder, das sag ich nicht mehr,
weiß weiß weiß weiß weiß weiß
weiß weiß weiß
weiß
mehr sag ich nicht
als das jeder weiß

Frankfurter Anthologie. Gedicht und Interpretation.

Quelle: Silke Scheuermann: Zu Ingeborg Bachmanns Gedicht „Alkohol“

fundevogel : Angst – Lyrikzeitung & Poetry News | lyrikzeitung

31 Freitag Dez 2021

Posted by mikesch1234 in Inspirationen, kUnSt, Reblogged, Sprache sprechen, Uncategorized, Zitate

≈ Ein Kommentar

2021 wäre Lothar Walsdorf 70 geworden.

Er starb vor 17 Jahren mit nicht einmal 53.

Lothar Walsdorf  (* 16. Oktober 1951 in Zittau; † 5. Juli 2004 in Berlin)

 

Angst

mein kummerstein 
mein guter clown 
mein herz mein bibabutzelmann 
mein haus aus glas was klopfst du da 
was klopfst du da an deine wand 
was klopfst du da an deinen bau ...? 
will raus will fort 
auf reisen gehn

Quelle: Angst – Lyrikzeitung & Poetry News

Wenn du zuerst stirbst … Wenn ich zuerst sterbe …

09 Dienstag Nov 2021

Posted by mikesch1234 in gesund + krank, kreativ, kUnSt, Schreiben, Sprache sprechen, Trauer Tod Sterben, Uncategorized

≈ 4 Kommentare

Mein BEITRAG zur November-Blogaktion 2021 des totenhemd-blog:
„Erzählt uns eure Geschichten! In einem Interview erzählt Peter Handke im „Das Magazin“ auf sein Alter angesprochen diesen Witz: „Wenn du zuerst stirbst, besuche ich dich auf dem Friedhof“. Es folgten dann noch zwei weitere Scherze. … Schreibe, male, zeichne, dichte oder fotografiere. ….“

Habe gemalt, geschrieben, fotografiert.
Wenn du zuerst stirbst …


Wenn du zuerst stirbst, dann …
… winke ich Dir nach
… besuche ich Dich im Herzen
… wird meine Liebe bleiben
… tröstet mich das Vertrauen zu Gott, zur Lebendigen
… werde ich weiter tanzen
… schaue ich in den Himmel
… fließen meine Tränen
… schaue ich mir die alten Fotos an
… bin ich sehr allein
… trösten mich all die Erinnerungen
… hoffe ich auf ein Wiedersehen
… habe ich großen Kumnmmer
… werde ich sehr traurig sein

… ach, ach, ach …
… ich habe keine Ahnung …
… bin ich traurig bis wolkig

Wenn ich zuerst sterbe …


Wenn ich zuerst sterbe,
… erwarte ich keine Besuch
… werde ich ich wohl große Augen machen
… singe ich schon mal mit den Engeln
… folge ich nach und gehe voran
… wünsche ich mir bunte Kleider
… und tröstende Lieder

… lache ich mir in’s Fäustchen
… lache ich im Himmel weiter!

Alles, was gut ist – gebetet

08 Montag Nov 2021

Posted by mikesch1234 in fundevogel, kUnSt, thea, Uncategorized, Zitate

≈ Ein Kommentar

GEBET

Alles, was gut ist
alles, was still und stark
alles, was wärmt und weitet
was den Leib erfreut
das Herz bezaubert
und die Seele birgt
alles, was die Liebe stärkt und das Recht stützt
komme über uns durch uns
in die Welt.
Jacqueline Keune

 

Jacqueline Keune Portrait

fundevogel: Auferstehung | Marie-Luise Kaschnitz

02 Samstag Jan 2021

Posted by mikesch1234 in fundevogel, Inspirationen, kUnSt, thea, Uncategorized, Zitate

≈ Ein Kommentar

Auferstehung

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns,
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.

Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar

Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

Zitat

fundevogel : Todesschrecken | Dorothee Sölle

22 Dienstag Sept 2020

Posted by mikesch1234 in fundevogel, Katzen, kUnSt, Nachdenken, Trauer Tod Sterben, Zitate

≈ Kommentare deaktiviert für fundevogel : Todesschrecken | Dorothee Sölle

Todesschrecken


Auf dem fensterbrett ausgestreckt
liegt die katze
einen tag lang hab ich sie
nicht getroffen
behext von der angst
sie könnte tot sein
 
Da seh ich ihren bauch
sich füllen und leeren
jasagen und neinsagen
aufgehen untergehen
der schimmer des fells
ändert sich wenn das licht anders fällt
 
Immer fällt das licht neu
auf alles was lebt
 
Ich umarme meine katze
und das graue gleichgültige licht
eines sommermorgens im norden
ich umarme das graue licht
es spielt noch
mit mir

Dorothee Sölle Aus: »Verrückt nach Licht. Gedichte«, S.62 ©Wolfgang Fietkau Verlag
 

hellsichtig: Ein Neues Kapitel | Hanns Dieter Hüsch

22 Samstag Aug 2020

Posted by mikesch1234 in Inspirationen, kUnSt, Nachdenken, Sprache sprechen, Uncategorized, Zitate

≈ 2 Kommentare

huesch zugabe

Hanns Dieter Hüsch, Ein neues Kapitel

Ein Neues Kapitel ist ja oft ein letztes Kapitel
Die Zeit läuft ab, die Welt steht kopf
Die Geschichte ist krank, die Säugetiere sind ratlos
Gott ist es leid
Die Seuchen sind auf dem Vormarsch, die Völker beginnen zu wandern
Die Erde hat Angst
Mensch - sag immer - Mach Dir klar
Daß Du vielleicht bald schon dran bist
Daß vielleicht schon bald Dein Guatemalteke im Vorgarten steht
Und Dein Kurde durch die Hintertür kommt
Um Dich ans Kreuz zu nageln
Denn sie haben lang genug gewartet
Auf das kleine Stückchen Brot das Du achtlos wegwarfst
Und auf eine kleine anständige Behandlung an Leib und Seele

Mach Dir klar - Mensch
Daß der Untergang des Mittagsschläfchens begonnen hat
Karibik auf die Schnelle, seidener Jogginganzug, 
Klassik im Freien, Lachs mit Pommes
Und immerzu Volksmusik, bis zum letzten Atemzug, wohlmöglich Volksmusik

Das wird bald vorbei sein
Die Reise nach Sodom wirst Du wahrscheinlich leider stornieren müssen
Du hattest doch immer eine Ausrede zur Hand
Ein Bettler war doch immer ein falscher Bettler
Das sieht man doch hast Du gesagt, daß der Bart angeklebt ist
Das sieht man doch an der ganzen Haltung
Die hat er bestimmt stundenlang zuhause vor dem Spiegel eingeübt
Wahrscheinlich hat er um die Ecke einen dicken Wagen stehn
Das sieht man doch, bestimmt sogar
Und begingst Bettlerflucht

Doch diesmal wirst Du nicht weit kommen
Dein schmutziger Himmel wird wie ein Zirkuszelt über Dich fallen
Und Du strampelst darin wie eine alte Fliege im Spinnennet
Du wolltest nicht mit allen Lebewesen gleich sein
Du wolltest immer mehr als alle haben
Du wolltest auch nicht einmal Deine überflüssige Habe mit Vielen teilen
Du hast mit angesehen wie Kinder und Tiere in Mülltonnen geworfen wurden
Du bist nicht aufgestanden 
und hast Deinen gewählten politischen Damen und Herren
Auf die Finger geklopft, die Türen eingerannt
Sie angefleht, der Grausamkeit ein Ende zu bereiten
Du hast nur immer so getan, als wüßtest Du von nichts - 
doch alles wußtest Du
Alles von morgens bis abends
Und in der Nacht kamen die Bestien und vergewaltigten die Frauen
Und Du hast nur gedacht \'We furchtbar\'
Hast nicht gesagt \'Es ist auch meine Schuld\'
Bist nicht herumgelaufen und hast gesagt \'Macht ein Ende\'

Ich übrigens auch nicht
Bin auch nicht herumgelaufen und es ist auch meine Schuld
Ich habe auch nicht gesagt \'Macht ein Ende\'
Drum los, meinte ich immer, kommen wir nochmal auf die Beine
Bewegen wir uns nochmal, versuchen wir es noch ein einziges Mal
Mit unseren kleinen Waffen, mit unseren wirklich winzigen Mitteln
Mit Wort und Lied Dialog und Dialektik
Dass aus dem Weinen vielleicht wieder Lachen wird
Trost und Versöhnung

Ein Neues Kapitel Kann auch ein Erstes Kapitel sein.
Menschenskind! Und wenn ich auch nichts mehr hörte
Von all diesen furchtbaren Reden und schnellen Begierden
Und eitlen Lügen und falschen Beweisen
Und all dem geschichtlichen Zeugs aus Brunst und Bestechung
Und wollte mich in mein Gehäuse verkriechen
Schweigend und schwierig im Umgang
Und nichts mehr singen und sagen
Gott sitzt in einem Kirschenbaum und ruft die Jahreszeiten weiter aus
Er träumt mit uns den alten Traum vom großen Menschen aus
Wir sind die Kinder die er liebt
Mit denen er von Ewigkeit zu Ewigkeit das Leben und das Sterben übt
Er setzt auf uns, er hofft auf uns
Daß wir uns einmischen, daß wir seine Revolution der Liebe verkünden
Von Haus zu Haus an die Türen nageln, 
heiß in die Köpfe reden, in die Herzen versenken
Bis die Seele wieder ein Instrument der Zärtlichkeit wird
Und die Zärtlichkeit musiziert und triumphiert
Und die Zukunft leuchtet.

fundevogel : Bernhard Trautvetter: Solange das noch geht | HINTER DEN SCHLAGZEILEN

13 Donnerstag Aug 2020

Posted by mikesch1234 in fundevogel, Inspirationen, kUnSt, lyrimo, Nachdenken, Reblogged, Sprache sprechen, Uncategorized

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Bernhard Trautvetter: Solange das noch geht

Die Nachrichten aus aller Welt überfordern uns. Da haben viele den Impuls, wegzuschauen, abzutauchen, aufzugeben. In seinem Gedicht seziert Bernhard Trautvetter hellsichtig die Abwehrmechanismen unserer Zeitgenossen, die vielen Ausreden, die herangezogen werden, um nicht selbst aktiv werden zu müssen.

 

Sein Fazit: „Wir haben kein Recht, aufzugeben“.

 

Ich kann die Nachrichten kaum mehr aushalten.

Doch:

Was kann ich schon machen!

Es ist doch sowieso alles zu spät, wie mir scheint.

Die Herren der Welt kämpfen um die letzten Schätze der Erde,

solange das noch geht.

Klima, Kriege, Fluten, Krisen, Verwüstung der Welt

ich kann es nicht mehr hören.

Unsereins kann doch sowieso nichts tun.

Selbst die Experten sind mit ihrem Latein am Ende.

Was kann ich da schon machen!

Das geht hier sowieso nicht mehr lange gut.

Jeder ist gerade in Krisenzeiten sich selbst der nächste.

Noch gehört unsere Heimat uns.

Unser Land.

Wir gegen die anderen, das war immer schon so.

Der Mensch ist nun mal ein Egoist.

Geld regiert die Welt.

und Kriege hat es immer schon gegeben!

Was soll ich dagegen ausrichten!

Wer sich dagegen stellt,

der versteht nichts von dieser Welt.

Das sind Traumtänzer, Gutmenschen, von Tuten und Blasen

keine Ahnung, nur Ideologien und Schäume von einer besseren Welt.

Das mach alles nur noch schlimmer,

weil es diese verdammte Hoffnung nährt,

wir müssen uns den Fakten Stellen

Nichts geht mehr.

So hört und liest man es tageintagaus.

Das alles sind Ursachen für das, was nicht sein darf.

Wir haben kein Recht, aufzugeben,

die Erde, das Leben, die Liebe

all das sagt mir:

Wir sind gekommen,um zu leben

um das Leben mit Leben zu füllen

für die noch Ungeborenen.

Von ihnen haben wir die Welt geliehen.

Wegen ihnen haben wir

kein Rechtaufzugeben.

Das Leben

will mit uns

aufleben.

 

Bernhard Trautvetter hat sich durch das Gedicht ‚Grunde‘ von Erich Fried zu seinem Gedicht anregen lassen:

 

Weil das alles nicht hilft

Sie tun ja doch was sie wollen

 

Weil ich mir nicht nochmals

die Finger verbrennen will

 

Weil man nur lachen wird:

Auf dich haben sie gewartet

 

Und warum immer ich?

Keiner wird es mir danken

 

Weil da niemand mehr durchsieht

sondern höchstens noch mehr kaputtgeht

 

Weil jedes Schlechte

vielleicht auch sein Gutes hat

 

Weil es Sache des Standpunktes ist

und überhaupt wem soll man glauben?

 

Weil auch bei den andern nur

mit Wasser gekocht wir

 

Weil ich das lieber

Berufeneren überlasse

 

Weil man nie weiß

wie einem das schaden kann

 

Weil sich die Mühe nicht lohnt

weil sie das alle gar nicht wert sind

 

“Das sind Todesursachen

zu schreiben auf unsere Gräber

 

die nicht mehr gegraben werden

wenn das die Ursachen sind

Quelle: Bernhard Trautvetter: Solange das noch geht – HINTER DEN SCHLAGZEILEN

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Warum denken und glauben keine Gegensätze und Orthodox keine Zahnpasta ist.

Hinter den Türen der Stadt

Geschichten mitten aus dem Leben; über Momente die uns prägen, Freude, Schmerz, Hoffnung und Schicksal dem wir täglich begegnen. Ein kleiner Blick ins Innere, ein Blick hinter die Tür.

Hortus Closus

Pour vivre heureux, vivons cachés

Rote Seiten

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