INGEBORG BACHMANN
Alkohol
Trinken, was trinken,
ich trinke, trinke den Staub auf den Flimmer auf
ich trinke in mich hinein soviel Schilling
ich trinke meine Arbeit in mich hinein trinke
heraus, ich kann nur mehr trinken
mich aus allem heraus trinken, das säuft
den Geschmack weg aus allem, aus Staub aus
ich sags nicht weil keiner es sagt
warum es trinkt, sich zu Tod säuft,
ich bins ja ja nicht, es säuft sich
an ich sag nicht, weil keiner sagt
man soll mich nicht aufrütteln
mich zwingen zu sagen, es weiß ja jeder
warum es säuft, sich besäuft, sich
sich betäubt, es betäubt sich
Und was Liebe und Krätzen und Fortschritt
es weiß ja jeder und wer nicht säuft, weiß
auch, es weiß ja jeder, das sag ich nicht mehr,
weiß weiß weiß weiß weiß weiß
weiß weiß weiß
weiß
mehr sag ich nicht
als das jeder weiß
Frankfurter Anthologie. Gedicht und Interpretation.
Quelle: Silke Scheuermann: Zu Ingeborg Bachmanns Gedicht „Alkohol“
@gerlintpetrazamonesh: Empfindsamkeit ist ein kostbares Gut. Viele Zeitgenossen haben sie offenbar abgeschaltet oder ersäuft … oder medial betäubt …
Mitleid (momentan vor allem mit den Alten und den Kindern) trifft viel zu oft auf Unverständnis, Unempfindsamkeit, Unempfindlichkeit … wo ich nur noch heulen möchte … Danke.
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@dwege: Bin über Christa Wolf wieder bei Ingeborg Bachmann angekommen. Ihr „Todesarten“-Projekt wartet schon auf mich, gelesen zu werden, auch die „Malina“ darunter …
Bei Marlene Streeruwitz las ich zu „Todesarten“, dass es sie so nicht gäbe … es seien ja in Wirklichkeit „Sterbearten“ … da stimme ich zu.
Über den Tod wissen wir zu wenig, den großen Gleichmacher.
Liebe Grüße
und herzlichen Dank
Hiltrud, seit 1.6. im Ruhestand und noch viel mehr am Lesen als immer schon …
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mein pc spinnt, blendet das aktive fenster um, ohne auf senden geklickt zu haben war mein 1. längerer kommentar verschwunden, im 2. versuch, die abgebrochene zeile sollte lauten:
den BACHMANN lesemarathon sah/hörte ich FRÜHER oft, doch ich kann es nicht mehr ERTRAGEN 🎈
ich bemerkte deine vielen likes, danke, freut mich bei dir besonders.
meine blogs sind ja ein FUNDus nur für lesegeduldige, entschleunigte menschenskinder.
LG dietmar .
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hatte zu INGEBORG BACHMANN einen längeren kommentar geschrieben, doch der ging vor dem senden am pc verloren. nochmals ein kurzer versuch:
in meinem großen bücherregal suchte und fand ich sofort den roman MALINA: in gelesenen bücher mache ich immer notizen, so auch hier. gelsen IX.1992 und wieder gelesen ab 18.3.1998. einen text daraus hab ich auf mc-cassette gesprochen und an eine befreundete schauspielerin aus hamburg gesendet.
den film hab ich auch gesehen.
I.B:s sprache hat mich nachhaltig beeindruckt. den BACHMANN : UND WIEDER sIN wie öfter
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Ingeborg hat sehr schön geschrieben. Und empfindsam. Wen wundert es da noch, dass sie, wie viele Kollegen, auch mal zur Flasche griff? Irgendwann ist es gut mit der Empfindsamkeit, irgendwann will man auch mal abschalten. Doch unser Gehirn hat keinen Schaltknopf. Nicht zuletzt einer der Gründe für alle Arten von Drogenmißbrauch.
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