Thomas Achenbach vom Trauer-ist-Leben-blog ist Trauerbegleiter in Osnabrück. In seinem neuesten Blog-Beitrag schreibt er über die Selbstwirksamkeit. Gerade in diesen schwierigen Zeiten, wo wir unter Kontaktmangel leiden und nur selten erleben, wirklich etwas tun zu können. Also selbst wirksam zu werden. Selbst zu sein. Selbst zu handeln. Etwas zu bewirken. Etwas zu verändern.

Er schreibt: „Vor einigen Tagen hatte ich einen Durchhänger. Zuerst war da nur eine unbändige Wut, ein paar Tage lang, doch dann gesellte sich die Melancholie dazu und überlagerte alles. Immer härter der Lockdown, immer länger alle Maßnahmen (und wer jetzt noch glaubt, sei seien vor Ostern gelockert, dessen Optimismus hätte ich gerne), immer lähmender das Gefühl der Ohnmacht wegen des Eingesperrtseins im Dauer-„Home“-Zustand, ohne Aussicht auf Veränderungen, das kratzte an meiner Motivation und an der Lebensfreude. Zumal das ständige Home Schooling zusätzlich viele Ressourcen verbraucht. Der Corona-Blues klopfte an die Tür – und mit ihm die Frage, ob im ständigen Zuhauseseinmüssen nicht irgendwann der Lebens-Wert verloren geht. Schon steckte ich fest im emotionalen Sumpf. Zwei Abende später habe ich etwas getan, was ich lange nicht mehr gemacht habe: Ich habe fotografiert – und geschrieben. Nicht etwa, weil mir das Ergebnis wichtig war. Sondern das Tun. Ich hatte mich an das erinnert, was ich in Vorträgen und Trauerbegleitungen gerne anderen Menschen erzähle. Die Sache mit der Selbstwirksamkeit.“ …

Hier mehr: Trauer ist leben

Er endet mit einem eigenen Gedicht:

Pandemisches Lamento

Wir trotten müde durch ereignisarme Tage,

die wir nicht gestalten, weil sie an uns geschehen.

Aber nicht mit uns.

Trotten von einem Zimmer ins andere. Mehr haben wir nicht.

Wir sind unseren Engsten so nah

dass wir nichts mehr voneinander haben

und allen anderen so fremd geworden,

dass wir sie neu lernen müssen.

Wir sollen die Hoffnung nicht verlieren, sagen uns andere.

Ruft mal einer an, fehlt uns die Kraft zum Sprechen.

Alles was geschieht, alles nur daheim und immergleich.

Eingesperrt im eigenen Leben – verliert sich sein Wert.

Wäre Covid ein Gott.

Durchwirkt von düsteren Erlösungsversprechen.

So manches Mal, ertappst Du Dich.

Hättest Du Angst vor Deinem Gebet.

Happy Lockdown, everyone.