#frapalymo steht für: frau paulchens lyrik monat. diesen gibt es 2018 zum 13. mal.
der impuls für das gedicht am 17. november des #frapalymo lautet: „verdichtet einen beipackzettel“. wir alle kennen sie: diese lästigen, zusammengefalteten, kleinbedruckten faltblätter in medikamentenverpackungen, die begleiterscheinungen von leichten herz-rhythmus-störungen bis zu depressionen hervorunken. selbstverständlich geht es nicht ohne, und allzu oft wird auch schindluder mit den medikamenten getrieben. bei uns steht der beipackzettel morgen im mittelpunkt, denn wir wollen ein lyrisches kleinod daraus schaffen.
Methocarbamol-jam,jam
Du, Methocarbamol,
wirkst – irgendwie – bei Menschen
undeutlich bleibt dein Wirken,
geheimnisvoll, kaum erforscht
dämpfend das zentrale Nervensystem
leider doch nicht
direkt wirkend
auf die Kontraktion der gestreiften Muskulatur,
die motorische Endplatte
oder die Nervenfasern –
erstaunlich!
Wundersam!
Und doch bleibst du, Methocarbamol,
verschreibungspflichtig,
nur auf ärztliche Anweisung anwenden,
nehmen, einwerfen –
und
nicht verschlucken beim Schlucken,
bitte!
Manchmal machst Du mir Angst, Methocarbamol,
habe ich Sorge,
überempfindlich, hochsensibel, hyperempfindsam zu sein
Komatöse Zustände
kannst Du erzeugen –
yeah!
Du, Methocarbamol,
ja, gut auf passen,
gut auf mich achten,
bin ja schon älter, jajaj,
frage besser meinen Arzt oder Apotheker,
der kennt Dich wirklich gut –
wow!
Ob Du sicher bist
bei Schwangerschaft?
Du weißt es nicht,
besser nehmen werdende Mütter Dich nicht ein,
nein, dürfen Dich nicht einnehmen,
wenn sie schwanger
sind.
Bei Hunden weiß man’s aber.
Hunde wurden untersucht.
Dich, Methocarbamol,
scheiden sie in die Milch aus.
Beim Menschen hingegen,
unbekannt,
ob Du und/oder Deine Abbaustoffe
in der Muttermilch enden?!
Warum nur ließest Du
Frauenmilch nicht untersuchen?
Und wieder mal besser
meinen Arzt oder Apotheker
fragen.
Vorsichtig sein,
achtsam, sorgsam – ja
aufmerksam sein,
beim Fahrzeug führen,
Maschinen bedienen
oder andere mit Gefahren verbundene Tätigkeiten ausführen –
ein Flugzeug fliegen,
eine Operation durchführen
oder ein Atomkraftwerk steuern.
Schwindlig oder benommen machen
kannst Du –
huijuijui,
wie cool!
Du lässt mich noch mehr erleben!
Nur gleichzeitig
zentralwirksame Arzneimitteln
wie Barbiturate, Opiat-Abkömmlinge
sowie Appetitzügler
einwerfen –
ab geht’s!
Toller Tipp mit der
wechselseitigen Wirkungsverstärkung –
ganz legal offenbar!
Bitter Dein Rat:
Alkohol nur mit Vorsicht!
Könne Benommenheit und Schwindel
verstärken –
hopplahopp!
Und bloß immer,
sagst Du, Methocarbamol,
alles genauso machen,
wie der Arzt es anweist.
Meine Ärztin wird sich bedanken
bei Dir –
warum schickst Du mich
zu einem Kollegen?!
Unzerkaut,
mit ausreichend Wasser –
so willst Du genommen werden,
Methocarbamol –
höchstens jedoch 30 Tage –
am Stück
oder auch verteilt?
Und wieder mal besser
meinen Arzt oder Apotheker
fragen.
Vielleicht machst Du mir
auch Kopfschmerz oder Fieber
oder Brechreiz und Erbrechen.
Oder Schwindel.
Oder Sehstörungen, Benommenheit, Zittern, Krämpfe,
Unruhe, Angst, Verwirrtheit, Appetitlosigkeit
allergische Reaktionen mit
Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria,
allergischem Gesichtsödem –
oder gar
Bindehautentzündung mit Nasenschleimhautschwellung.
Und wieder mal besser
meinen Arzt oder Apotheker
fragen.
Besonders lagern muss ich Dich
gar nicht.
Entsorgt werden willst
Du nur
nach dem Rat des Apothekers,
um – am Ende –
doch
die Umwelt zu schützen.
Ich staune.
Staune.
Werfe ein.
Spüre den herrlichen Schwindel
und wohltuende Benommenheit,
ein bisschen Juckreiz auch,
naja, macht nix –
Du entspannst mich,
Methocarbamol.
Ich staune,
immer wieder.