Verbunden mit: Frau Paulchen und dem #Frapalymo, der Frau Paulchen ihr Lyrikmonat.
Der Impuls für den HEUTIGEN 10. November lautet also: „schreibt ein erasure/blackout gedicht zu goethes abendsonne“. der text steht hier GANZ UNTEN am ENDE in seiner vollen länge und in der von mir hier gefundenen schreibweise.
SONNABEND
Die stille Welt zu ihren Füßen
Betrachtet sie mit Herzeleid
Und wollte doch so gern genießen
Novembers kunterbuntes Abendkleid
Mit Flügelchen, ganz neu und zart
Die schimmerten so engelgleich
Erwachsen aus der Vogelreich
So bläulich gings auf weite Fahrt
Bis hoch hinauf zu Gott und Göttin
Mit bass erstaunten grünen Augen
Ganz laut sah es dort aus in Göttin-
Gen Süden flog sie, durch die Laugen
Der Ewigkeit nun still entgegen
Ach ja, nur noch zu Boden legen
Der Vogelflug von dort zu schauen
Lerche, Adler und ihren Frauen
Recht freundlich nachzuwinken
Den Kelch endlich auszutrinken
und in der Erde zu versinken –
Die stille Welt zu meinen Füßen
Ein Traum nur zum Genießen.
Abendsonne von Johann Wolfgang von Goethe
Betrachtet, wie in Abendsonne-Glut
Die grünumgebenen Hütten schimmern!
Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
O ! daß kein Flügel mich vom Boden hebt,
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich säh’ im ew’gen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen Füßen,
Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldene Ströme fließen.
Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew’ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.
Ein schöner Traum, indessen sie entweicht!
Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht
Kein körperlicher Flügel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren,
Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,
Wenn über uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt,
Wenn über schroffen Fichtenhöhen
Der Adler ausgebreitet schwebt
Und über Flächen, über Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.