
Ausschnitt aus „Aufstieg in das himmlische Paradies“ von Hieronymus Bosch.Foto: Public Domain
Am Ende bleibt nur ...
... als Theologin bin ich da ganz schnell bei der Ewigkeit,
... als Clownin bin ich beim Lachen - natürlich auch in Ewigkeit.
Am Ende geht es heim.
Am Ende lockt ewige Glückseligkeit.
Am Ende bleibt die Liebe.
Am Ende steht das Sich-Fallen-Lassen.
Am Ende kehren wir nach hause zurück.
Am Ende war ich schon oft dabei.
Am Ende - der letzte Atemzug.
Am Ende - das entspannte Gesicht.
Am Ende - die geöffneten Hände.
Am Ende geht der Vorhang zu einer anderen Form des Daseins,
zu einer anderen Welt einen Moment lang auf.
Am Ende - so malt es das Bild von Hieronymus Busch,
steht der Aufstieg in das Paradies,
von Engeln geführt und geleitet - ein schönes Bild.
Bosch malt den Weg eines Menschen, der gestorben ist.
Links unten können wir sehen:
dieser Mensch wird von zwei Engeln geführt,
und sie sind vor ihm.
Einer hält die Hand ihm in den Rücken,
und ein anderer hat mit den Händen die Aufgabe,
ihn zu ziehen, ohne ihn zu berühren.
Und die anderen Figuren, die dort dem Licht entgegen gehen -
ja, das ist der gleiche Mensch, aber in verschiedenen Zuständen
oder
es sind verschiedene Menschen,
die verschieden weit sind auf ihrem Weg ins Licht.
Wie auch immer ... das Bild ist ja in sich sehr klar.
Vielleicht war der Engel schon bei der Geburt da,
vielleicht hat er uns schon umgeben im Mutterleib,
als sich schemenhaft die Sinne für das andere Leben bildeten.
Vielleicht haben wir ihn dann vergessen.
Aber wenn wir genau aufmerken, spüren wir:
der Engel ist da, auch jetzt.
Das Bild uns ja eine Art Geburt.
Es könnte doch so sein:
dass wir uns mitten im Leben
gleichzeitig
nach unserer Geburt
und noch vor unserer Geburt befinden -
und auch gleichzeitig
im Licht oben am Ende des Tunnels
und auf dem Weg dorthin ...
Unten, noch im Dunkeln, noch im Schwarzen,
noch erdgebunden dieser Mensch,
der sich ein bisschen verkrampft führen lässt,
und mit dem Kopf nach oben noch gar keine Richtung hat ...
sie geradezu darauf angewiesen
geführt zu werden.
Darum zwei Engel:
einer, der den Rücken stärkt und hält,
und einer, der nach vorne die Richtung zeigt.
Und es geht weiter - nach rechts im Bild.
Der Mensch, der noch im Dunkel ist,
aber in einer anderen Haltung.
Da ist schon eine Richtung zu erkennen,
der Körper ist etwas entspannter,
die Augen sehen etwas -
deutlich zu erkennen an der Haltung des Kopfes und des Körpers.
Die Hände haben sich geöffnet,
und zwar so, wie sich Hände öffnen,
wenn sie etwas Unglaubliches sehen,
und zwar das erste Mal.
Die Figur ist noch im Dunkel,
aber hat schon gesehen, wo es hingeht.
Das ist etwas anderes, als sich im Dunkel führen lassen.
Sie sieht in eine Richtung -
und sie sieht das Ende des Tunnels.
Vorne braucht kein Engel mehr zu ziehen und zu führen,
nur noch ein Engel hinten ist nötig,
der ganz sanft verhindert,
dass die Figur zurückfällt.
Die dritte Figur ist schon im Gewölbe,
im Tunnel, in der Röhre.
Die Haltung des Körpers ist über das Staunen hinweg.
Die Hände sind geschlossen.
Und ich habe den Eindruck,
als wäre diese Figur bereits in einen wunderbaren Bann geraten,
in einen Einfluss, aus dem sie nie wieder heraus muss.
Beschienen, dem Ziel nahe, geleitet von einem Engel,
der heller leuchtet als die anderen zuvor,
selbst beschienen.
Ganz dicht dabei, gleich auf.
Diese dritte Figur geht nicht mehr wirklich entgegen,
sie ist schon fast da, fast angekommen,
schon mehr in der Sphäre Gottes als in der Sphäre des Todes.
Ganz oben sehen wir die vierte Figur,
und sie braucht keinen Engel mehr,
sie ist da, im Ziel,
sie ist angekommen.
Sie steht im Licht.
Und sie ist fast durchsichtig.
Und sie muss nichts mehr.
Und es sind auch keine Tränen mehr,
ja, es ist überhaupt nichts mehr von Bedeutung ...
außer angekommen zu sein im Licht, bei Gott.
Am Ende bleibt nur ...
das Ankommen im Licht und in der Liebe,
in der Ewigkeit,
die schon längst begonnen hat
und immer sein wird.
An Ende ... ein Anfang,
Tod und Geburt zwei Momente der Ewigkeit,
Glückseligkeit und Freude und Lachen werden sein ...
am Ende.